Willst du für ein Jahr vorausplanen, so baue Reis.
Willst du für ein Jahrzehnt vorausplanen, so pflanze Bäume.
Willst du für ein Jahrhundert planen, so bilde Menschen.
Besser als diese Worte, die dem chinesischen Philosphen Guan Zhong (6. Jh. v. Chr.) zugerechnet werden, können wir die Vision von Lumière-Cameroun gar nicht beschreiben.
Sehr viele Frauen gerade in der Region, in der Lumière-Cameroun tätig ist, hatten nie die Möglichkeit sich zu bilden. Sie können weder lesen noch schreiben und sich nicht in der Amtssprache französisch verständigen. Das ist der Grund, dass die Alphabetisierung von Frauen seit Gründung von Lumière-Cameroun 2007 eines der Schwerpunkte unserer Arbeit ist.
Aufbauend auf spärlich vorhandenen didaktischen Materialien haben wir eigene Lehrpläne und Leitfäden für die Lehrerinnen und Lesebücher für die Frauen, die ihre Situation in unserem Tätigkeitsgebiet berücksichtigt, konzipiert und bis heute weiterentwickelt.
Zu Beginn haben wir die Methoden der Pädagogik auch in der Erwachsenenbildung angewendet. Die Zielgruppen der Pädagogik sind jedoch Kinder und Jugendliche. Schnell haben wir gemerkt, dass wir erwachsene Frauen nicht mit den gleichen Methoden wie Kinder und Jugendliche unterrichten können. Die Frauen kommen mit ihren Erfahrungen, Vorkenntnissen und persönlichen Zielen zum Unterricht. Ihre Intention ist, das Gelernte im persönlichen Kontext anwenden zu können. Diese Methode nennt man Andragogie (Bildung von Erwachsenen). Das wichtigste Werkzeug in der Andragogie ist das Stellen von Fragen. Offene Fragen fordert die Frauen heraus, selbst die Antworten zu finden. So wird das Gelernte praxisbezogen und somit besser in ihren Alltag eingebunden. Ein weiterer wichtiger Effekt ist, dass das Selbstbewusstsein der Frauen gestärkt wird. Sie bekommen nichts vorgesetzt, sondern erfahren, dass sie gar nicht so unwissend sind, sondern die Fragen selbst beantworten können.
Die Lehrerinnen in den „Mamaschulen“, wie sie Alphabetisierungsklassen genannt werden“, stammen aus den Dörfern selbst. Sie haben meist die Sekundarschule besucht und kennen nur den üblichen Schulunterricht, der noch wesentlich verschulter ist als in Europa. Die Methoden der Andragogie müssen sie erst lernen, um sie dann Schritt für Schritt in der Praxis umsetzten zu können. Hier setzen wir an. Wir bilden unsere Lehrerinnen aus und fort.
Ende November wurden zwölf neue Lehrerinnen ausgebildet. Kurz danach haben alle den Weiterbildungskurs besucht, um die Methoden der Andragogie zu vertiefen und die Umsetzung vor Ort zu stärken. Unsere erfahrenen Ausbilderinnen waren von der Motivation und Beteiligung der Teilnehmerinnen sehr angetan. Es waren weitere Schritte, die Alphabetisierung in unserer Region zu stärken.
Im Januar beginnt dann in den Dörfern ein neues Schuljahr. Die Lehrerinnen werden vor Ort von Lumière-Cameroun unterstützt. Unsere Supervisoren besuchen regelmäßig den Unterricht und evaluieren ihn. Sie geben den Lehrerinnen Tipps, wie sie den Unterricht noch stärker an den Bedürfnissen der erwachsenen Schülerinnen ausrichten können.
„Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie [zwei Jünger] ihm folgten, sagte er zu ihnen: ‚Was sucht ihr?‘“ (Johannes 1, 38, EÜ)
Eine Auswahl unserer Lehrbücher
Hier einige Eindrücke von den Kursen für die Leherinnen: