Für die Frauengruppe von Bogo, einer Stadt mit ca. 30.000 Einwohnern 40 Kilometer östlich von Maroua, beginnt im Juli 2019 eine neue Epoche. Sie werden ab diesem Zeitpunkt die Aktivitäten unabhängig von Lumière-Cameroun weiterführen.

Die Zusammenarbeit hat bereits mit dem Schuljahr 2009 begonnen. Die Mütter von Schülern einer Grundschule hatten den Wunsch, lesen und schreiben zu lernen. Eine Frau aus der Gruppe wurde auf uns aufmerksam und hat uns eingeladen, Bogo zu besuchen.

Die Voraussetzungen waren gut. Mit Edwige Kamedjui, sie leitet einen Kindergarten und ist sehr engagiert, war schnell eine geeignete Lehrerin gefunden. Auch die örtlichen traditionellen Führer und die Mitarbeiter der Verwaltung haben die Frauen unterstützt. So begann der Unterricht im Oktober 2009 in einem Klassenraum der Grundschule.

Wie so häufig ist der Zuspruch zu Beginn sehr groß. Doch dann merken einige Frauen, dass es doch nicht ganz so einfach ist, lesen und schreiben zu lernen. Darüber hinaus müssen sie den Unterricht mit ihrem Alltag als Ehefrau, Mutter, Hausfrau und Kleingewerbetreibende in Einklang bringen. Das ist keine leichte Aufgabe. So schwankt die Klassengröße zwischen 15 und 30 Frauen.

 
Besuch des AFRIKA-Projekte Teams 2012 in Bogo

 

Doch ein Dutzend Frauen sind bis heute der Gruppe treu geblieben, die sie jetzt eigenverantwortlich leiten.

Stand am Anfang die Alphabetisierung im Vordergrund, folgte später der Wunsch, praktische Tätigkeiten zu erlernen, mit denen sie Geld verdienen können. Auch hier war ihr Weg nicht gerade.

Sie wurden ausgebildet, ihre Anbaumethoden zu verbessern und Kleintiere zu halten. Das erste Jahr der praktischen Ausbildung war ein Misserfolg. Der Ausbilder mag ein Fachmann auf seinem Gebiet sein, doch er konnte leider sein Wissen nicht vermitteln.

Eines haben die Frauen von Bogo bewiesen: Standhaftigkeit. Sie haben sich nicht entmutigen lassen. Im darauf folgenden Jahr stand die Hühnermast im Ausbildungsplan. Dieses Mal war es ein Erfolg. Sie können nun ihre Hühner mästen. Das Futter stellen sie selbst her und verkaufen es sogar. Darüber hinaus haben sie nun selbst angefangen auszubilden. In diesem Jahr hat die erste Gruppe von jungen Frauen und Männern bei ihnen die Hühnermast erlernt.


Die erste Gruppe, die von den Frauen aus Bogo in der Hühnermast ausgebildet wurde, kann das Ergebnis des Unterrichts mit nach Hause nehmen.

 

Die Gruppe ist inzwischen sehr aktiv. Sie kaufen Getreide kurz nach der Ernte und verkaufen es, wenn der Preis gestiegen ist. Sie können große Mengen von Erdnüssen zu einem günstigen Preis erwerben. Daraus extrahieren wie reines Erdnussöl, das sie auch in Maroua verkaufen. Der Rest wird zu leckeren Knabberstangen weiterverarbeitet und lokal angeboten.

Mit Hilfe von Lumière-Cameroun hat die Gruppe ein Grundstück am Standrand erworben und sie wollen dort ein Frauenzentrum aufbauen. Mit eigenen Mitteln konnten sie ein weiteres 1,5 Hektar großes Grundstück erwerben. Hier möchten sie bald Cashewbäume in großem Stil anbauen, um die begehrten Cashew-Kerne zu gewinnen.

Es ist für uns eine Freude zu sehen, wie aus Analphabetinnen Unternehmerinnen geworden sind.

Lumière-Cameroun hat die Gruppe nun 10 Jahre begleitet, hat Lehrerinnen in der Alphabetisierung aus- und weitergebildet, hat Ausbildungsprogramme organisiert, hat die Gruppe finanziell und ideell unterstützt und die Leiterinnen auf den nun bevorstehenden Schritt vorbereitet, die Aktivitäten selbständig weiter zu führen.

Neben Bogo werden drei weitere Gruppen diesen Schritt in diesem Jahr gehen.

Wir von Lumière-Cameroun haben erkannt, dass die Entwicklung einer Gruppe nicht nachhaltig ist, wenn sie von uns abhängig ist. Aus diesem Grund ist es Ziel unserer Unterstützung, die Gruppe nach einer gewissen Zeit in die Selbständigkeit zu führen.

Wie Kinder, die das Elternhaus verlassen, müssen sie ihren Weg nun in eigener Verantwortung gehen. Und wie Eltern, deren Kinder aus dem Haus gehen, sind wir gespannt, welchen Weg sie gehen werden. Auch wissen sie, dass sie immer auf die wachsende Familie Lumière-Cameroun zählen können.

Nun freuen wir uns, neue Frauengruppen auf ihrem Weg in eine bessere Zukunft begleiten zu können.

 

Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.
Jesaja, Kapitel 43, Vers 19