Maroua, 1. Februar 2023

Es ist bis zur mir nach Afrika gedrungen, dass einige ungeduldig auf meinen nächsten Reisebericht warten. Vielen Dank für die Geduld*, nun hier ist er.

Ein fester Bestandteil meiner Reisen sind die Besuche bei den Frauengruppen. Die Ernte wurde Ende Dezember eingebracht, der größte Teil der Arbeit auf dem Feld ist abgeschlossen. Die Frauen haben jetzt bis Anfang Juni Zeit für andere Aktivitäten, wie zum Beispiel lesen, schreiben und rechnen lernen.

 

Da wir uns fast ein Jahr nicht gesehen haben, interessiert es mich sehr, wie es ihnen ergangen ist. Ohne Ausnahme höre ich immer wieder den gleichen Satz, den man am besten mit: „Wir schlagen uns durch!“ übersetzen kann. Das eh schon harte Leben hier ist noch schwieriger geworden. Die Ernte war mäßig bis schlecht. Die Regenfälle haben zu früh aufgehört. Schädlinge haben das wenige auch noch zerstört. Die Sorghumhirse, die noch auf den Feldern steht und erst in zwei Monaten geerntet wird, sieht erbärmlich aus. Darüber hinaus sind die Lebensmittelpreise stärker gestiegen als bei uns: Das Grundnahrungsmittel Hirse um 50 Prozent, andere Preise haben sich verdoppelt.

 

Ich frage nach, wie sich die Frauen „durchschlagen“, um die Familie über Wasser zu halten. Einige verdienen ein wenig mit Kleinhandel dazu. Andere klopfen Steine, um Schotter herzustellen, den man als Zuschlagsstoff für Beton benötigt (siehe Fotos). „Was kann man damit verdienen?“, hake ich nach. Für zwei Tage Arbeit hat sie in etwa 2,25 € Gewinn. Das ist nicht viel und reicht gerade mal für eine Mahlzeit, wenn man den Gürtel enger schnallt. Die Frauen jammern nicht. Sie kennen diese Situation nur zu gut – und schlagen sich halt durch. Was bleibt ihnen auch anderes übrig?

 

In dieser Situation kam die Soforthilfe, die wir mit Hilfe von einigen Spendern den Frauen Ende 2022 zur Verfügung stellen konnten, genau zur richtigen Zeit. Wir hatten in der Vergangenheit gute Erfahrungen damit gemacht, es den einzelnen Frauengruppen zu überlassen, wie sie diese Unterstützung am effektivsten einsetzen. Und so war es auch dieses Mal. Einige Gruppen haben die Hilfe sofort verteilt. Andere haben rote Hirse direkt nach der Ernte gekauft, wo die Preise noch niedriger sind, und gelagert. Jetzt können sie sich noch so einigermaßen durchschlagen, doch dann im August, wenn die Preise hoch sind, können sie sich keine Lebensmittel mehr leisten.

 

Ein ganz herzlicher Dank an die Spender, die insgesamt über 6.000 € zur Verfügung gestellt haben. Ich soll ein „Merci beaucoup, vielen Dank!“ und „Dieu vous bénisse, Gott segne Sie!“ übermitteln.

Diese Frau aus Karagari schlägt sich im wahrsten Sinne des Wartes durch.

Und das mit einfachstem Werkzeug.

Dies ist das Ergebnis von zwei Tage Arbeit.


* Apropos Geduld. Das ist eine der Grundvoraussetzungen, um hier im Herzen Afrikas mit wenig Stress arbeiten zu können – und wie ich von anderen Afrikafreunden erfahren habe, trifft das auch auf viele andere Länder dieses Kontinents zu. Nun gehört Geduld nicht gerade zu meinen Grundeigenschaften – wer mich kennt, kann das bestätigen. Ich gehöre zu den Menschen, die beten: „Herr, gibt mir Geduld, aber bitte gleich.“ Afrika ist der beste Geduldstrainer, den es gibt. Nach nun fast 18 Jahren bin ich stolz, dass ich auf der Geduldsskala von 1 bis 10 mein Level von 2 auf vielleicht knapp 5 verbessert habe.