Maroua, 28. Februar 2023

Noch bin ich in Maroua und führe die letzten Gespräche. Am kommenden Samstag, den 4. März fliege ich nach Yaoundé und dann am 7. März zurück nach Deutschland. Die letzten Tag sind wie immer recht stressig, zumal die Temperaturen jeden Tag steigen und nun fast die 40° C erreicht haben.

Am Freitag, den 24. Februar machen wir uns auf nach Dalgaza. Es ist ein Dorf in der Nähe der Stadt Meri am Fuße der Mandaraberge.

Wir fahren früh in Maroua los. Die Temperaturen sind mit knapp über 20° C noch angenehm. Nach gut einer Stunde Fahrt erreichen wir Dalgaza. Ich kenne das Dorf. Hier haben wir vor 12 Jahren mit Hilfe der deutschen Botschaft in Kamerun einen Brunnen – damals noch – gegraben. Doch leider war er nicht tief genug und hatte in den letzten Jahren am Ende der Trockenzeit nur noch sehr wenig Wasser geliefert.

Die Bevölkerung hat vor zwei Jahren einen weiteren Antrag gestellt. Im letzten Jahr hatten wir jedoch einem anderen Dorf den Vorzug gegeben. Dort haben uns allerdings nach drei teuren Fehlversuchen die Techniker geraten, es nicht weiter zu versuchen. Ihre Aussage, „wenn die dritte Bohrung nicht erfolgreich ist, dann gibt es in dem Dorf kein Wasser“, mussten wir ernst nehmen und notgedrungen zum ersten Mal aufgeben.

AFRIKA-Projekte hat uns dann noch einmal Mittel zur Verfügung gestellt und wir konnten jetzt einen Tiefbrunnen in Dalgaza bohren. Gleich die erste Bohrung war erfolgreich. Und das Team von Dr. Karaya hat alles daran gesetzt, dass wir der Bevölkerung den Brunnen noch vor meiner Abreise übergeben können.

Da wir vor der vereinbarten Zeit in Dalgaza angekommen sind, nutzen Sanda und ich die Gelegenheit, um mit den Frauen zu sprechen. Auch sie suchen unsere Unterstützung, um lesen, schreiben und rechnen zu lernen. Wir setzen uns unter den Baum und palavern. Es ist zwar nicht der „Palaverbaum“*, doch er spendet etwas Schatten unter der langsam aber sicher heißer werdenden Sonne.

Wir merken schnell, dass die Frauen engagiert sind. Sie haben sich schon länger zu einer Gruppe von Landwirtinnen zusammengeschlossen, die Erdnüsse und Weiße Bohnen (Niébé) anbauen. Kaum eine von ihnen hat je die Schule besucht oder gar den Grundschulabschluss gemacht. Mal sehen. Auf unserer Liste stehen noch zwei andere Frauengruppen.

Nach diesem kurzen Palaver konnten wir der freudigen Bevölkerung den fertiggestellten Brunnen mit der Handpumpe übergeben. Ab jetzt sind sie für den Brunnen und die Pumpe zuständig. Obwohl die Pumpe sehr solide ist, kann doch einmal ein Teil kaputtgehen. Nun ist das Brunnenkomitee dafür verantwortlich und muss die dafür nötigen Rücklagen schaffen.

Wie bei all unseren Brunnenprojekten lesen wir die folgenden Verse aus dem Johannesevangelium (Kapitel 4, Verse 13 und 14) vor: „Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.“ Freudig und mit vielen positiven Eindrücken fahren wir nach Hause.

Gespräch mit den Frauen unter dem Baum. Im Hintergrund sind die Madaraberge
zu sehen.

Wr erkunden ihre Bedürfnisse und Wünsche.

Der Leiter des Bohrteams Dr. Karaya nennt mir die Daten. Sie haben bis in eine Tiefe
von 58 Meter gebohrt und die Pumpe in einer Tiefe von 36 Metern installiert.

Mittlerweile hat man mir einen Strohhut geschenkt, den ich gerne gegen meine Mütze
getauscht habe.


Das erste Wasser wird in einen Kalebassenschale gepumpt. Es ist kristallklar.

Eine Annektode am Rande: Instinktiv habe ich meine Schuhe ausgezogen, als ich das Brunnenzimmer betreten habe. Ich weiß, Frauen würden es nie mit Schuhen betreten. Dem Pfarrer ist es aufgefallen und hat die anderen dafür gerügt, dass sie ihre Schuhe nicht ausgezogen haben.

Ich darf den ersten Schluck nehmen. Das Wasser hat einen guten Geschmack.


Danach reiche ich die Schale an den Dorfchef weiter, als Symbol, dass der Brunnen
nun der Dorfgemeischaft gehört. Er reicht sie dann an den Leiter des Brunnen-
komitees weiter.


* Der „Palaverbaum“ ist quasi der Mittelpunkt in fast jedem Dorf, unter dem sich (meist) die Männer treffen, um sich über das Dorfgeschehen auszutauschen, zu palavern halt.